November-Blues lässt sich vermeiden
„Im traurigen Monat November war’s, die Tage wurden trüber…“ So begann Heinrich Heine sein berühmtes Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ vor mehr als 170 Jahren. Schon damals galt der elfte Monat des Jahres als dunkel und unwirtlich. Irgendwann wurde auch für das sich regelmäßig dabei einstellende Seelentief der Begriff November-Blues geprägt.
Das Phänomen lässt sich einfach erklären: Wenn Licht fehlt, geht unsere Stimmung in den Keller. Je dunkler die Tage, desto trüber die Stimmung. Der November-Blues bezeichnet das sprichwörtliche Seelentief. Studien haben gezeigt, dass in Mitteleuropa etwa zehn Prozent der Bevölkerung im Winter unter den Symptomen Müdigkeit, Energielosigkeit, Konzentrationsschwäche und Heißhunger auf Kohlenhydrate leiden.
November-Blues braucht Gegenwehr
Schuld daran sind die veränderten Lichtverhältnisse. Die Zirbeldrüse schüttet bei Dunkelheit das schlaffördernde Hormon Melatonin aus, das bei Licht wieder abgebaut wird. Fehlt die Helligkeit, bleibt der Melatonin-Spiegel hoch und die Stimmung sinkt auf Null. Wegen der geringen Sonneneinstrahlung wird außerdem zu wenig des lichtabhängigen Botenstoffes Serotonin produziert, das sonst in der Regel stimmungsaufhellend wirkt.
Das wiederum bewirket eine zunehmend starke Antriebslosigkeit und Unausgeglichenheit, einen erhöhten Schlafbedarf und sorgt für eine weitgehend gedrückte Stimmung.
Zusätzliche Beleuchtung oder auch spezielle Tageslichtlampen können hier wahre Wunder wirken. Licht beeinflusst erwiesenermaßen das Wohlbefinden positiv. Damit blockiert man den öden November-Blues.
Es gibt daneben auch viele kleine Tricks, um der Seele Gutes zu tun. Die Schokolade zwischendurch, ein heißes Bad am Abend oder auch frische Blumen und zusätzliches Grün am Arbeitsplatz sorgen für Entspannung und deutlich bessere Laune.
Trotz des momentan überwiegenden Grau in Grau ist vor allem frische Luft immer hilfreich gegen Trübsal. Bei einem Spaziergang tankt man Sauerstoff, Licht und frische Energie. Ähnliche Effekte bewirken natürlich auch selbst verordnete Wellness-Programme und Bewegungs-Konzepte. Wichtig bleibt immer, die eigenen Sinne zu reizen und sich damit selbst in Schwung zu bringen.
Arbeitgeber und Kollegen werden es danken. Müssen sich doch auch sie mit den natürlichen Gegebenheiten auseinandersetzen. Dezimiert sich in solchen dunklen Tagen auch noch die Belegschaft durch erhöhte Krankenzahlen, wirkt das ansonsten zusätzlich demotivierend.
Stimmungsaufhellung auch im Job nötig
Es ist also auch der Arbeitgeber gefragt, seinen aktiven Beitrag zur Stimmungsaufhellung zu leisten. Beste Gelegenheit, die Mitarbeiter mit kreativen Einfällen zu motivieren. Die Bandbreite an Ideen ist dabei schier unerschöpflich. Allein schon die Tatsache, dass man als Chef daran gedacht hat, der Stimmung etwas auf die Sprünge zu helfen, dürfte auf dankbare Reaktionen treffen.
In Anbetracht der nicht enden wollenden Krisen mit all ihren Begleiterscheinungen, verlangt die Thematik eine nochmal deutlich höhere Aufmerksamkeit. Nicht jeder vermag sich selbst zu helfen, wenn Trübsal die Gedanken bestimmt. Es braucht ein sensibilisiertes und verständnisvolles Umfeld, das auch und gerade Optimismus in die Zukunft vermittelt.
Diffuser politischer Aktionismus bewirkt leider zur Zeit genau das Gegenteil. Die Konsequenzen dürften erheblich sein und langfristig nachwirken. Insofern ist man auch damit ganz schnell wieder bei der Gesellschaftskritik Heines, die er so gekonnt in seinem, vom November-Blues getragenen, Epos zu verpacken vermochte: „… Sie sang das alte Entsagungslied, das Eiapopeia vom Himmel, womit man einlullt, wenn es greint, das Volk, den großen Lümmel …“